In Memoriam Ernst Engel
Ernst Engel wurde am 1.10.1950 in Burg geboren. Nach der Schulausbildung begann er eine Berufsausbildung im Landbaukombinat Magdeburg, Betriebsteil Burg. Der sichere Umgang mit Maschinen qualifizierte ihn schnell zum Mobilkranfahrer. In diesen tiefen DDR-Zeiten war das bedienen von ADK 63 und Co. nicht nur Knochenarbeit sondern auch höchstangesehene Maßarbeit. Mobilkrane waren seltene und exklusive Sondermaschinen, deren Bedienung eine spezielle Ausbildung verlangte. Sein beruflicher Werdegang führte Ernst Engel vom Landbaukombinat zum Kraftverkehr Magdeburg, dann zum ZBO und später zum Getränkemaschinenbaukombinat NAGEMA Burg, wo er als Versandleiter tätig war. Die Versandabteilung verfügte seinerzeit über einen ADK 70, welcher vorwiegend für Bahnverladungen genutzt wurde. Krane begeisterten Ernst Engel.
In seinem Privatleben war Ernst ein Familienvater und Ehemann. In jahrelanger Eigenarbeit wurde 1981 mit dem Bau eines ansehnlichen Eigenheimes begonnen. 1984 erfolgte dann der Umzug in das neue Heim. Trotz der nun gestiegenen Lebensqualität nahm die Unzufriedenheit zu. Tägliche Herausforderungen im Berufsleben und Mangel an benötigten Medikamenten veranlassten die Familie Engel, 1987 einen Ausreiseantrag zu stellen. Dem voraus gingen jahrelange politische Probleme. Ernst Engel gehörte nie zu den Mitläufern. Immer öfter eckte er im Alltag der DDR an. 1987 sah er in der DDR für sich und seine Familie keine Zukunft mehr. Die Antragstellung zur „ständigen Ausreise in die BRD“ war ein extrem mutiger Schritt und glich einem Schwerverbrechen. Ständige Überwachung, Repressalien und Bespitzelung durch staatliche Organe waren die Folge. Mit Hilfe der bundesdeutschen Botschaft in Ost-Berlin wurde im Sommer 1989 die Ausreise genemigt. Das Einfamilienhaus fiel für einen geringen Kaufpreis in Staatshand. Der Kaufpreis wurde auf ein Sperrkonto der DDR überwiesen. Zugriff hatte die Familie darauf nicht. Die Ausreise hatte innerhalb von 3 Tagen zu erfolgen. Ein Einreiseverbot in die DDR wurde ausgesprochen. Alle Ausweisdokumente wurden entwertet. Die Ausreise in die BRD erfolgte am 7.7.1989 über Marienborn nach Hildesheim. Einen Umzug gestatteten die Behörden nicht. Lediglich 2 Koffer pro Person und die Familienkatze durften mitgeführt werden.
Über Verwandte in Hildesheim führte die Familie der weitere Weg nach Weil der Stadt in Baden Würtemberg. Hier wurde eine Wohnung bezogen und Ernst Engel nahm bei der Firma Stappert Spezial Stahl seine neue Tätigkeit als stellvertretender Lagerleiter auf.
In der DDR standen nun gravierende Änderungen an. Hans Dietrich Genscher verkündete in der Prager Botschaft faktisch das Ende der DDR. Die Grenzen fielen und Ernst Engel schwamm wieder gegen den Strom. Als einer der ersten besuchte die Familie Engel die ehemalige Heimat. Der Entschluß zurück nach Burg zu gehen, stand außer Frage. Nun endlich konnte mitgestaltet werden und eine Zukunft aufgebaut werden.
1991 schließlich kehrte Ernst Engel dauerhaft nach Burg zurück. Die Zwischenzeit nutzte er, um seine selbständige Arbeit als Krandienstleister aufzubauen. Die Gewerbeanmeldung ist auf den 3.4.1992 datiert und gilt als Tag der Unternehmensgründung. Ein 40 to AT-Kran war die erste Anschaffung. Werksneu für einen Kaufpreis von 752.000 DM. Finanziert durch Mithilfe eines Kranherstellers und Abtretungen von Investitionszulagen. Wieder ein sehr mutiger Schritt im Leben von Ernst Engel. Im Arbeitsalltag hatte es die junge Firma schwer. Die Märkte waren zwischen großen Unternehmen aus den alten Bundesländern und alten Betrieben in neuen Händen nahezu aufgeteilt. Einige ehemalige Betriebsleiter oder Abteilungsleiter aus staatlichen Kombinaten hatten mit teilweise Fremdbeteiligungen neue Unternehmen gegründet und verfügten über hervorragende Kontakte in Wirtschaft und Politik. Erst im Laufe der folgenden Jahre relativierte sich diese Situation. In anfänglich bescheidenen Räumlichkeiten entwickelte sich das Unternehmen von Ernst Engel positiv. Mehrere gebrauchte Krane wurden angeschafft. Unter anderem Krane von Krupp und Gottwald aber auch CKD- und Takraf-Geräte fanden sich im Fuhrpark. Schon 1993 wurde der erste LKW angeschafft. Weitere Mobilkrane und LKW wurden in Dienst gestellt. Zum Leid einiger Mitbewerber entschloss sich Ernst Engel 2006, den ersten Mobilkran mit über 100 to Tragkraft zu kaufen. Dieser Entschluss erwies sich in den folgenden Jahren als sehr gute und vorrauschauende Entscheidung. Dieser Kran eröffnete viele neue Möglichkeiten und öffnete einige neue Kundentüren. Schon 2007 bestellte er einen 160 to Mobileren, dessen Auslieferung er leider nicht mehr erlebte.
Früh erkannte Ernst Engel das Potenzial im neu erschlossenen Industrie- und Gewerbepark Burg-Ost. 1996 kaufte er dort ein eigenes Firmengrundstück mit 5000 qm Grundfläche. Anfänglich dienten Bürocontainer als Firmenzentrale. Später wurden diese durch einen größeren Flachbau ersetzt. Mitte der 2000-er Jahre wurde das Grundstück zu klein. Zukäufe waren in dem gut ausgelasteten Teilstück des Gewerbegebietes nicht mehr möglich. 2007 entschied sich Ernst Engel zur Übernahme eines 15000 qm großen bebauten Grundstückes mit 2500 qm Hallenfläche und 400 qm Bürogebäude. Das Unternehmen entwickelte sich zusehends. Im Februar 2008 zog sein Unternehmen in den heutigen Ulmenweg 12. Auch diese Entscheidung war visionär. Damit legte er dauerhaft den Grundstein für ein zukunftsorientiertes Bestehen seines Unternehmens. Kurz nach dem Firmenumzug verstarb Ernst Engel am 17.4.2008. Ohne Chance auf Heilung und völlig überraschend erlag er im Burger Krankenhaus einer schwerwiegenden und akuten Krankheit. „Seid zuversichtlich und schaut nach vorn“ waren seine letzten Worte an die Familie.
Ernst Engel war immer bescheiden und bodenständig und betrieb sein Unternehmen nie auf Gewinnmaximierung oder grenzenloses Wachstum. Viel seiner persönlichen Zeit kam der Stadt Burg zu Gute. Hier war er als Stadtrat tätig und kümmerte sich unter anderem um die Sanierung des Bismarkturmes. Als Sponsor vieler Vereine genoss er hohes Ansehen in der Region. Als „feiner Kerl“ ist er vielen noch heute in guter Erinnerung. Sein Lebenswerk schätzen und achten wir und führen es nach besten Möglichkeiten weiter.